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Wirtschaftliche Halbjahreszahlen für Deutschland (BIP) und die deutsche Kautschukindustrie

Die jüngsten Konjunkturschlagzeilen beinhalten häufig die Worte „Steigerung“ und „Verbesserung“. Das ist statistisch gesehen zum Vormonat zwar korrekt und sicherlich als Signal auch legitim. Es kaschiert aber den Blick auf die Realität, denn relevant für die Unternehmen ist der Vergleich mit ihren Planungen oder gegebenenfalls noch mit den Vorjahreszahlen – daran sind die vorgehaltenen Kapazitäten ausgerichtet. Und per Ende des 1. Halbjahres 2020 fällt diese wirtschaftliche Bilanz ernüchternd und äußerst besorgniserregend aus.

Das Statistische Bundesamt berichtet vom stärksten Rückgang eines Quartals in der gesamten Historie der vierteljährlichen BIP-Berechnungen für Deutschland. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum brach die Wirtschaftsleistung Deutschlands im 2. Quartal 2020 um fast 12 % ein. Das deutsche BIP bildet die gesamte wirtschaftliche Leistung des Landes ab und damit ist offensichtlich, dass viele Bereiche und Unternehmen weitaus schlechter als dieser Gesamtwert abgeschnitten haben. Dazu gehört auch die deutsche Kautschukindustrie, deren Umsätze nach fünf Monaten um 24 % hinter den 2019er Ergebnissen zurück blieben. Die bislang vorliegenden Branchen-Informationen für den Juni 2020 weisen auf eine allenfalls homöopathische Linderung hin. Da man auch die deutsche Kautschukindustrie differenziert betrachten muss, lässt sich eine Vielzahl von Unternehmen – insbesondere im gewichtigen Mobilitätssektor – identifizieren, die an diesen Branchendurchschnitt lange nicht heranreichen.

 

Es ist zwar zutreffend, dass die jeweils zum Vormonat in Bezug gesetzten konjunkturellen Frühindikatoren der Branche aufwärts gerichtet sind, um die wahre Situation zu verdeutlichen muss man aber festhalten, dass „die Unternehmen einige Stufen aus dem Keller hoch gestiegen sind, Licht aber immer noch nicht zu erkennen ist“.

 

Die skizzierte Branchenlage und die erkennbaren Perspektiven verdeutlichen die schwierige Situation der Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie. Der nachhaltige gleichzeitige Nachfrage- und Angebotsschock bei hohen Fixkosten und drängenden Investitionserfordernissen in neue Produkte und Prozesse (Transformation der Industrie) wird zum langfristigen und existenzbedrohenden Thema. Die Reduzierung von Kapazitäten ist unumgänglich – und ohne Einschnitte bei den Personalkosten wohl nicht darstellbar.

 

Zurzeit wird Nichtarbeit staatlich subventioniert (Kurzarbeiterregelung), eine Verlängerung ist politisch in Sicht und auch notwendig. Dieses Instrument ist aber endlich – für viele Unternehmen wird dann die Nachfrage noch nicht zur Kapazitätsdeckung ausreichen. Es droht (rein ökonomisch betrachtet) ein massiver Stellenabbau. Dieser Prozess verläuft derzeit noch sehr verhalten, aber dennoch bereits erkennbar. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres sind in der deutschen Kautschukindustrie im Inland bereits rund 1.000 Stellen weggefallen (circa -1,5 %).

 

Sowohl jedes einzelne Unternehmen als auch Deutschland als Gesellschaft stehen jetzt vor dem Dilemma, Arbeitsplätze zwar erhalten zu wollen und perspektivisch auch zu müssen, dies aber unter den gegebenen ökonomischen Rahmenbedingungen nicht zu können. Geradezu dramatisch ist dabei, dass insbesondere die junge Generation Leidtragende dieser Arbeitsmarktmisere zu werden droht.

 

Es geht kein Weg daran vorbei, die sich abzeichnende Entwicklung aufzuhalten und gemeinsam (Politik, Gesellschaft, Unternehmen) geeignete Lösungen zu finden. Der Erhalt von Arbeitsplätzen muss weiter ganz weit oben auf der politischen Agenda stehen. Die deutsche Politik hat im bisherigen Verlauf der Corona Pandemie gut daran getan, alle Partner (Meinungen) an einen Tisch zu holen. Sie hat ihre Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit dadurch optimiert. Es fehlt nicht an Ideen. Dr. Torsten Bremer, wdk-Vizepräsident, hat vor wenigen Tagen in einer Talkrunde der Automobilwoche hier interessante Lösungsvorschläge skizziert. Darunter eine nach Beschäftigungsgruppen gestaffelte Arbeitszeit.